RLS

Restless-legs-Syndrom 2024

Das Restless-Legs-Syndrom (RLS), englisch für Syndrom der ruhelosen Beine, auch Wittmaack-Ekbom-Syndrom oder Willis-Ekbom disease, ist gekennzeichnet durch in Ruhe und nachts verstärkte und tags sowie während Bewegung verringerte Missempfindungen sowie einen Bewegungsdrang in den Beinen, Füßen und weniger häufig auch in den Armen, oftmals einhergehend mit unwillkürlichen Bewegungen. Es wird zu den extrapyramidalen Hyperkinesien gerechnet. Im Deutschen spricht man von unruhigen Beinen, doch setzt sich auch umgangssprachlich zunehmend die Abkürzung RLS – manchmal aufgelöst zu „Rastloser Schlaf“ – als Krankheitsname durch.
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Das Syndrom gehört nach dem Klassifikationssystem für Schlafstörungen „International Classification of Sleep Disorders“ (ICSD-2) zu den schlafbezogenen Bewegungsstörungen. Die Störungen sind individuell unterschiedlich stark bis hin zur neurologischen Erkrankung. In der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts wurden die Krankheitszeichen von Thomas Willis zum ersten Mal beschrieben. 1861 benannte der deutsche Kliniker Theodor Wittmaack die Erkrankung nach ihrem auffälligsten Symptom, den unruhigen Beinen, als Anxietas tibiarum. Die Bezeichnung Restless Legs wurde 1945 von dem Stockholmer Neurologen Karl-Axel Ekbom geprägt.
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Symptome

Schlafstörungen
(alle Formen)  95 %
Bewegungsdrang
(Ruhesituation)  95 %
Empfindungsstörung
(Ruhesituation)  91 %
Beschwerden
(am Tag)  76 %
spontane Bewegung
(Ruhesituation)  50 %

Häufigkeit der Symptome bei Patienten mit idiopathischem RLS (nach Trenkwalder 1997).
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Das RLS verursacht in Zuständen der Ruhe bzw. Entspannung in den Beinen und/oder Füßen (seltener auch in den Armen und/oder Händen) ein Ziehen, Spannen, Kribbeln, Schmerzen, Wärmegefühl oder andere als unangenehm empfundene Gefühle. Diese Missempfindungen führen bei den Betroffenen zum unwiderstehlichen Drang, sich zu bewegen, die Muskeln anzuspannen oder zu dehnen. Die Beschwerden sind abends oder nachts schlimmer als während des Tages, oder sie treten ausschließlich am Abend oder in der Nacht bei ruhigem Sitzen oder Liegen auf. Charakteristisch für das RLS ist die sofortige Linderung durch Muskeltätigkeit, d. h. das Bewegen der betroffenen Gliedmaßen durch Umhergehen, Kniebeugen, Radfahren, periodisches Anspannen usw. Die Symptome kehren jedoch nach einer nur kurzfristigen Besserung für gewöhnlich bereits in der nächsten Ruhesituation unmittelbar wieder zurück. Die Häufung der Beschwerden abends und nachts (bei vielen Betroffenen grob im Zeitraum zwischen 22:00 und 4:00 Uhr) wird zirkadianen Rhythmen zugeschrieben. Sie geht also wohl nicht allein auf die zu dieser Tageszeit typische körperliche Ruhe zurück. Andererseits können Entspannungssituationen, Langeweile und eingeschränkte Bewegungsmöglichkeiten die Symptome unabhängig von der Tageszeit verstärken. Häufige Begleiterscheinungen des RLS sind periodische Zuckungen der Beine oder Arme im Schlaf (Periodic Limb Movements), ohne dass diese dem Patienten bewusst sind. Seltener können diese Bewegungen auch im wachen Zustand auftreten. Diese Zuckungen führen oftmals zu unbemerkten Störungen des Schlafes durch wiederholtes kurzes Aufwachen (sogenannte arousals).
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Die quälende Unruhe in den Gliedmaßen und der nicht zu unterdrückende Zwang, sich (z. B. durch Umherlaufen) zu bewegen, hindert die Betroffenen oftmals sehr wirksam daran, ein- und durchzuschlafen. Dabei muss sich der Patient – besonders bei sonst nur leicht ausgeprägten Symptomen – der eigentlichen Ursache für sein Problem nicht bewusst sein. Das Ausmaß an Schlafmangel durch die Störungen des Schlafs kann bei RLS-Patienten außergewöhnlich groß sein. In der Folge kommt es oft zu chronischer Müdigkeit am Tage, Antriebslosigkeit, Erschöpfung, Konzentrationsstörungen, Unruhe, Vergesslichkeit und einer Verschiebung des Tag-und-Nacht-Rhythmus. Als häufige Spätfolgen sind bei unbehandeltem Fortbestehen daher allgemeiner Leistungsabfall, soziale Isolation und – als schwerwiegendste Konsequenz –zu beobachten. Bei schmerzhaften Ausprägungen kann sich, wie bei allen andauernden Schmerzzuständen, auch ein chronisches Schmerzsyndrom ausbilden.

Betroffene berichten bisweilen auch von weiteren Symptomen, die entweder mit dem gestörten Dopaminstoffwechsel oder den Folgen des Schlafmangels in Zusammenhang stehen könnten. Beispiele wären etwa nächtlicher Heißhunger, Unverträglichkeit von Alkohol und Koffein, chronische Magen-Darm-Beschwerden, Spannungskopfschmerzen und Verschlimmerung des RLS nach sportlichen Anstrengungen oder durch Wärme bzw. Kälte.
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Diagnose

Die Diagnose wird oft erst von einem Nervenarzt (Neurologe oder Psychiater) gestellt. Bei der Diagnostik steht die klinische Symptomatik im Vordergrund. Als Werkzeug steht eine validierte Skala zur Feststellung der Schwere des Krankheitsbildes zur Verfügung (RLS Severity Scale). Bereits eine einmalige Gabe von L-Dopa bzw. sublingual appliziertem Apomorphin bessert die Symptome bei fast allen RLS-Patienten dramatisch, so dass ein erfolgreich durchgeführter Versuch als beweisender Test dienen kann (ex juvantibus). Ein sogenannter Immobilisationtest, bei dem die Beine des Betroffenen für eine Zeit lang fixiert werden, kann die genannten begleitenden unwillkürlichen, d. h. nicht willentlich unterdrückbaren periodischen Zuckungen der Muskeln zu Tage treten lassen. In unklaren Fällen ist eine Polysomnographie im Schlaflabor erforderlich.
EEG
Differentialdiagnostisch muss das RLS vor allem gegen Polyneuropathie, Funikuläre Myelose (Vitamin-B12-Mangel), Radikulopathie, Akathisie, Venenleiden, Wadenkrämpfe (Crampi nocturni), arterielle Verschlusskrankheit („Schaufensterkrankheit“), Pruritus und Einschlafmyoklonien abgegrenzt werden.

Die Begleiterscheinungen des RLS führen sehr häufig zu einer falschen Diagnose, da die zugrundeliegende Krankheit oftmals nicht erkannt wird. So zeigen Erfahrungen in den Schlaflaboren, dass bis zu 20 % der allgemeinen Schlafstörungen durch unerkannte Formen des RLS verursacht werden. Die irrtümliche Annahme, es läge eine psychosomatische Störung, eine Depression oder Hypochondrie vor, führt im Extremfall zu langjährigen, durch häufige Arztwechsel geprägten „Patientenkarrieren“, in denen Suizidversuche oder unnötige Aufenthalte in stationären Einrichtungen der Psychiatrie vorkommen können.
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Verbreitung

Es wird geschätzt, dass je nach Schweregrad etwa 5–10 % der Bevölkerung in Deutschland vom RLS betroffen sind. Es ist damit eine der häufigsten neurologischen Erkrankungen überhaupt. 60 % der Patienten sind Frauen. Allerdings sind die Symptome bei ca. 80 % der Betroffenen nur so schwach ausgeprägt, dass sie keiner Therapie bedürfen. In den USA wird der Anteil der behandlungsbedürftigen Bevölkerung auf 2,7 % geschätzt.

Die Veranlagung zu dieser Krankheit kann autosomal-dominant vererbt werden. Die Prävalenz der idiopathischen Form des RLS ist unter Angehörigen ersten Grades von RLS-Patienten drei- bis fünfmal so hoch wie bei Personen ohne RLS. Mehr als 50 % der Patienten mit einem idiopathischen RLS haben eine „positive Familienanamese“. Die familiäre Prädisposition ist durch Zwillingsstudien bestätigt worden, der Grad des genetischen Einflusses bleibt aber ungewiss. Zur Lokalisation des verursachenden Gens wird geforscht. Wird das RLS in einer Familie weitergegeben, so beobachtet man die Tendenz, dass die Symptome mit jeder nachfolgenden Generation früher auftreten und stärker ausgeprägt sind (Antizipation).
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Formen

Man unterscheidet zwischen einer sekundären (symptomatischen) und einer primären (idiopathischen) Form des RLS:

Sekundäre Form

Die sekundäre Form des RLS kommt gehäuft gemeinsam vor mit oder kann ausgelöst werden eine Schwangerschaft sowie durch Krankheiten bzw. Zustände wie, Mangel an Folsäure oder Vitamin B12, perniziöse Anämie, Urämie, Niereninsuffizienz mit, Arthritis, Hypothyreose, Hyperthyreose, Morbus Parkinson u. a. neurologische Erkrankungen sowie durch eine Reihe von Medikamenten (vor allem Dopaminantagonisten und diverse Antidepressiva). Auch nach schweren operativen Eingriffen wie etwa einer Total-Endoprothese des Knies kommt es häufig zur Verschlimmerung oder zum ersten Auftreten eines RLS. Dagegen kommt ein RLS allenfalls gering gehäuft vor bei Bluthochdruck, nach Herzinfarkt oder Schlaganfall. Definitionsgemäß verschwindet die sekundäre Form des RLS, nachdem der Auslöser beseitigt wurde.
Idiopathische Form

Diese Ausprägung der Krankheit wird häufig im dritten Lebensjahrzehnt deutlich. In leichteren Fällen oder in der Anfangsphase der Erkrankung können Form, Häufigkeit und Stärke der Beschwerden individuell erheblich variieren. Auch wenn die Krankheit als nicht degenerativ gilt, ist doch eine Tendenz zur Verschlechterung der Symptomatik mit fortschreitendem Lebensalter festzustellen. Die Zunahme der Beschwerden ist dann allerdings eher schleichend und nicht unbedingt kontinuierlich. Eine spontane Besserung des Krankheitsbildes gilt als ungewöhnlich. Eine Heilung der idiopathischen Form des RLS durch die Beseitigung der Ursache ist zurzeit noch nicht möglich (Stand: 2017).

Einseitige Symptome

Mehr oder weniger einseitige Beschwerden schließen nicht aus, dass ein RLS vorliegt. In einer Stichprobe von 195 Patienten mit RLS hatten immerhin 17 % ohne erkennbaren Grund eine nur einseitige Störung. Bei fünf von 17 Patienten, die innerhalb von einem Monat nach einem Schlaganfall erstmals ein RLS entwickelten, waren die RLS-Symptome nur einseitig. Nach einer Knie-Operation ist die betroffene Seite häufig deutlicher oder alleine gestört.
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Ursachen

Beim gesunden Hirnstoffwechsel (l.) transportieren die Vesikel im Neuron Dopamin, welches ausgeschüttet werden kann, beim gestörten (r.) sind die Vesikel leer, so dass eine Aktivierung ausbleibt. Die Ursachen des Restless-Legs-Syndroms sind bis heute nicht eindeutig geklärt. Eine zentrale Rolle spielt der Neurotransmitter Dopamin, die extrapyramidalen Störungen sind sicherlich die Folgen eines veränderten Transmitterstoffwechsels.

Studien mit bildgebenden Verfahren wie der Positronen-Emissionstomographie (PET), der funktionellen Magnetresonanztomographie (fMRI) und der Single Photon Emission Computed Tomography (SPECT) haben einige umstrittene Ergebnisse bei der Beobachtung des prä- und postsynaptischen dopaminergen Neurotransmittersystems und des Gehirnstoffwechsels geliefert. Diese weisen auf eine Fehlfunktion des zentralen dopaminergen Systems hin. Ob dies durch eine Veränderung bestimmter Gehirnbereiche (etwa der Substantia nigra) verursacht wird oder ob diese Erscheinungen doch nur sekundäre Phänomene des Restless-Legs-Syndroms darstellen, ist noch nicht abschließend geklärt.

Sonografische, laborchemische und einzelne neuropathologische Untersuchungen sind auch mit einem verminderten Eisenspeicher im Gehirn von RLS-Patienten vereinbar.
MRT
Die Untersuchungen haben weiterhin gezeigt, dass während des Auftretens der Symptome eine Aktivierung der roten Kerne (Nuclei rubri) und des Hirnstamms bzw. des Thalamus nahe der Formatio reticularis auftritt. Dies weist auf eine Beteiligung subkortikaler Generatoren hin.

Da kein einzelnes Erklärungsmodell bisher alle klinisch auftretenden Erscheinungen erklären kann, wird angenommen, dass Beeinträchtigungen auf unterschiedlichen neuronalen Ebenen zu verschiedenen Ausprägungen und Kombinationen der Symptome führen.

Parallelen zum Parkinson sind zwar augenscheinlich, bisherige Studien haben aber keinen Zusammenhang zwischen den beiden Krankheiten feststellen können. RLS-Patienten sind demnach nicht häufiger als der Rest der Bevölkerung von der Parkinson-Krankheit betroffen.

Einen anderen Ansatz verfolgte eine 2014 veröffentlichte Studie. Den Forschern zufolge handelt es sich bei RLS nicht um eine globale Störung des dopaminergenen Systems, sondern um einen intramuskulären Sauerstoffmangel (Hypoxie) der Muskulatur der unteren Extremität bedingt durch verminderten Blutfluss. In der Studie wurden bei 15 Probanden mit RLS und einer Kontrollgruppe aus 14 symptomfreien Versuchspersonen die Sauerstoffsättigung (SpO2) der unteren Extremität ohne und mit Medikation unter Beachtung der normierten RLS-Schwere gemessen. Dabei stellte sich bei RLS Patienten eine signifikant verminderte SpO2 heraus, die sich unter L-Dopa-Gabe verbesserte. Hierfür sei vermutlich der vasodilatorische Nebeneffekt von L-Dopa über das NO-System maßgeblich verantwortlich und nicht der cerebrale Neurotransmittermangel an Dopamin, wie er bei Parkinson-Erkrankten vorherrscht.
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Behandlung

Übersichtschema zu den gängigsten Therapiemöglichkeiten beim RLS.
Die Behandlung muss an dem subjektiven Leidensdruck der Patienten ausgerichtet werden. Primär steht meist eine Verbesserung der Schlafqualität im Vordergrund. Eine bedarfsorientierte oder dauernde medikamentöse Therapie dürfte für die Mehrheit der Betroffenen mit ausgeprägter Symptomatik unausweichlich sein. Bei der sekundären Form des RLS muss nach Möglichkeit die zugrundeliegende Ursache beseitigt werden; so sollten etwa kontra-indizierte Medikamente vermieden und erhöhte Nierenwerte notfalls durch Dialyse abgesenkt werden. Die Behandlung des RLS bei einer Schwangerschaft kann sehr schwierig sein. In Fällen, in denen sich die Behandlung mit nur einer bestimmten Wirkstoffgruppe (Monotherapie) als nicht erfolgreich oder nach längerer Anwendung als zunehmend ineffizient erweist, kann der Arzt auch auf die Möglichkeit einer Kombinationstherapie (z. B. Dopaminagonist + Dopain) zurückgreifen.
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Augmentation

Augmentation ist eine ernst zu nehmende Nebenwirkung vor allem bei der lang andauernden Behandlung mit Levodopa und Dopaminagonisten. Es ist zu unterscheiden von therapie-unabhängigen („spontanen“) und von nach Absetzen der Medikamente erfolgenden ("Rebound") Verschlechterungen der RLS-Symptome. Das Kernsymptom der Augmentation ist ein früheres Eintreten der Symptome im Tagesverlauf (mindestens 4 Stunden im Vergleich zu Beginn der aktuellen Therapie). Augmentation zeigt sich zweitens, indem die Zeit der Ruhe bis zum Eintreten der Beschwerden kürzer wird: kamen sie beispielsweise bisher erst nach Stunden, sind sie schon nach wenigen Minuten da. Das dritte Symptom von Augmentation ist die Ausbreitung der Beschwerden von den Beinen auf andere Körperteile, insbesondere die Arme.
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Als Therapie bei leichten und nur gelegentlich auftretenden Beschwerden gilt vor allem die Verabreichung von Dopamin einer Vorstufe von Dopamin. Es führt zu fast sofortiger Linderung der Beschwerden. Die dauerhafte Gabe führt allerdings bei einigen Patienten nach längerer Anwendung zur Augmentation (s.o.): Sie ist die häufigste und wichtigste der Nebenwirkungen von Levodopa. In einigen Fällen kann die Augmentation mit einer geringeren täglichen Dosis oder Verteilung der Dosis auf mehrere kleine Dosen rückgängig gemacht werden. Außerdem stellen Toleranzentwicklung sowie schnelles Abklingen der Wirkung im Laufe der Nacht ein häufiges Problem dar.

Dopaminagonisten

Bei der Behandlung schwerer bzw. täglicher Beschwerden gelten dopaminähnlich wirkende Substanzen (Dopaminagonisten) inzwischen als Mittel der Wahl. Diese Substanzen stimulieren Dopamin-Rezeptoren. Von Mutterkornalkaloiden abgeleitete Dopaminagonisten (auch „ergoline Dopaminagonisten“ oder „Ergot-Derivate“ genannt) wie die auch bei der Therapie des Morbus Parkinson eingesetzten Präparate sind hochwirksame, wenngleich nicht unumstrittene und nebenwirkungsreiche Wirkstoffe beim RLS. Sie können aber, sofern sie vertragen werden, zeitlich unbegrenzt eingenommen werden und steigern die Lebensqualität der Betroffenen erheblich (ca. 50 % der Anwender sind länger als ein Jahr beschwerdefrei).
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Die nicht von Mutterkornalkaloiden abgeleiteten (nonergolinen) Dopaminagonisten, welche beide Anfang 2006 für die Behandlung von RLS zugelassen wurden, können die Symptome des RLS ebenfalls lindern. Bei lang andauernder Behandlung beispielsweise mit Dopaminagonisten kommt es nicht derart häufig zur Augmentation wie unter Dopamin. Die Medikamente stellen daher aktuell neben der Behandlung mit Dopain-Präparaten den Goldstandard in der Behandlung des RLS dar. Studien zu Dopaminagonisten in transdermaler Applikation (Pflaster) haben Wirksamkeit und Verträglichkeit dieses Wirkstoffs und der Darreichungsform gezeigt. Als besonderes Merkmal scheint bei der transdermalen Therapie das Risiko einer Augmentation besonders gering. Inzwischen wird sie erfolgreich bei Morbus Parkinson und beim RLS eingesetzt.
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Opioide

Opioide stehen in schweren und schwersten, vor allem schmerzhaften Fällen bzw. bei Versagen anderer Therapieversuche als (stärkstes) Mittel zur Behandlung zur Verfügung. Außerdem können sie ebenso wie Dopamin ergänzend zu einer Basistherapie eingesetzt werden. Bei dieser Stoffgruppe steht für die Behandlung des RLS weniger die sonst häufig gewünschte analgetische Wirkung im Vordergrund. Vielmehr wird die dopaminerge Komponente dieser Stoffgruppe ausgenutzt, die über eine Aktivierung zentraler μ-Rezeptoren Einfluss auf extrapyramidal-motorische Mechanismen nimmt. Zunehmende Toleranzentwicklung und Ceiling-Effekt stellen hier ein Problem dar, so dass der Einsatz dieser Stoffgruppe solange wie möglich hinausgezögert wird. Eine Therapie mit Methadon kann in Einzelfällen notwendig werden, um bei schwersten RLS-Fällen das therapeutische Ziel der Erhaltung einer minimalen Lebensqualität zu gewährleisten.
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Gabe von Eisen

Zu den diskutierten Ursachen des RLS gehört auch eine Störung des Eisenstoffwechsels mit der Folge eines Sauerstoffmangels in der Muskulatur. Sonografische, laborchemische und einzelne neuropathologische Untersuchungen sind auch mit einem verminderten Eisenspeicher im Gehirn von RLS-Patienten vereinbar. Die dortige Eisensättigung steht in engem Zusammenhang mit derjenigen im Blut. Einer der Kenngrößen für das im Blut verfügbare Eisen ist Ferritin. Tatsächlich leiden Patienten mit einem tief-normalen Ferritin (< 50 ng/ml) an einer eher schweren RLS-Symptomatik. Daher werden Laboruntersuchungen mit Bestimmung des Ferritins im Serum durchgeführt, wenn ein RLS diagnostiziert wurde. Pragmatisch wird allgemein ein Richtwert von < 50 µg/l als Grenzwert für eine etwaige Eisengabe benannt. Allerdings ist Ferritin ein akute-Phase-Protein, es steigt also bei Entzündungen an, selbst wenn der Eisenbestand niedrig ist. Daher wird von einigen Autoren die Transferrinsättigung als aussagekräftigerer Parameter für den Eisenbestand vorgeschlagen. Zwar ist grundsätzlich ein deutlich erniedrigter Eisenbestand des Körpers nachteilig und sollte daher korrigiert werden. Bezüglich des RLS allerdings zeigte 2012 eine Meta-Analyse zahlreicher Studien, dass weder die intravenöse noch die orale Gabe von Eisen zu einer signifikanten Verbesserung der RLS-Symptome führt. Das Anstreben des o.a. Ferritin-Richtwerts ist daher laut Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für keine evidenzbasierte Maßnahme bei RLS.
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Weitere Methoden

Ausweichmedikationen

Verschiedene Antikonvulsiva haben eine gewisse Wirksamkeit beim RLS gezeigt. In einer 2014 durchgeführten großen Vergleichsstudie war Pregabalin bei RLS ähnlich gut wirksam wie Dopaminagonisten, die Augmentationsrate war damit aber fünffach geringer. Ein limitierender Faktor sind jedoch Nebenwirkungen wie Benommenheit und Somnolenz.

Über die Wirksamkeit von Magnesiumpräparaten wird gestritten. In einer wissenschaftlichen Studie der Universitätsklinik Freiburg konnten keine signifikanten Verbesserungen von Magnesiumpräparaten gegenüber Placebo festgestellt werden, die Autorin der Studie weist aber auf mögliche Schwachpunkte im Studiendesign und dem Bedarf nach weiteren Untersuchungen hin und will deshalb die Wirksamkeit von Magnesiumpräparaten nicht ausschließen.
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Nicht-medikamentöse Maßnahmen

RLS-Patienten haben eine gegenüber Kontrollpersonen verminderte Hautdurchblutung. Die Anwendung von Vibrationen auf den gesamten Körper 1 Woche lang täglich etwa 1/4 Stunde führte nicht nur zu einer Normalisierung der Hautdurchblutung, sondern auch zur Verbesserung von RLS-typischen Beschwerden. Eine weitere Woche täglicher Vibrations-Anwendungen führte nicht zu einer zusätzlichen Verbesserung. Dagegen bisher nicht belegt ist, ob und ggf. unter welchen Bedingungen und in welchem Ausmaß Erfahrungen einzelner Patienten auch auf andere Patienten übertragbar sind, wonach weitere nicht-medikamentöse Maßnahmen RLS-Beschwerden lindern wie etwa die Verbesserung der Schlafhygiene, leichter Sport, gymnastizierende Übungen (wie Dehngymnastik), Pilates, Yoga, Taijiquan, Qigong, Massagen, der Verzicht auf Koffein, das Abduschen mit kaltem oder heißen Wasser, Nahrungsaufnahme und ein Bürsten der Füße und Waden mit einer trockenen Wurzelbürste.

Nachteilige oder unwirksame Maßnahmen

Von Nachteil und daher kontraindiziert ist die Einnahme von Schlafmitteln, Antidepressiva, Neuroleptika und Betablockern, da hierunter die neuromuskulären Störungen des RLS zunehmen. RLS-Betroffene berichten über Besserung der Beschwerden, wenn und solange sie sich körperlich bewegen. Dagegen führt körperliche Ruhe, auch die Immobilisation im Rahmen eines Tests, zur Zunahme der Symptome, besonders wenn dies am späten Abend und in der Nacht erfolgt. Psychotherapeutische Maßnahmen können zwar das RLS selbst nicht beseitigen, aber bei der Alltagsbewältigung der Symptome und Folgen des RLS helfen.
Sonstiges

Eine 2006 veröffentlichte Untersuchung zeigte, dass die durch erhöhte Medienpräsenz erzeugte Aufmerksamkeit um das Restless-Legs-Syndrom – vor allem auch im Rahmen der engagierten Vermarktung von Medikamenten – als ein paradigmatisches Beispiel für Disease Mongering gelten kann. Dabei wird nicht grundsätzlich die Existenz oder der individuelle Schweregrad der Erkrankung bei Betroffenen in Frage gestellt, sondern die Folgen der durch die Medien (gegebenenfalls durch Lobbygruppen gezielt lanciert) erzeugten awareness, die wiederum Folgen bei der Wahrscheinlichkeit einer bestimmten Auswahl von Diagnosen und Krankheitswertzuschreibung von Symptomen durch Ärzte und Patienten hat. Obwohl RLS als schwerwiegende Erkrankung auftreten kann, ist die überwiegende Zahl der Betroffenen nicht oder noch nicht dringend behandlungsbedürftig. Die mediale Präsenz der Krankheit und die Bewerbung von Medikamenten führt allerdings zu einem Druck auf Arzt und Patient: Der „informierte Patient“ übt Einfluss auf die Diagnosestellung seines Behandlers aus, Ärzte wiederum sind oftmals in Beziehungen mit Pharmaunternehmen verstrickt, zumal auch sie nicht immun gegen Werbung sind. Nach Ansicht der Autoren können alle diese Faktoren die Wahrscheinlichkeit für die Diagnose „RLS“ und damit für den Beginn einer (möglicherweise zu frühen oder bei unsorgfältiger Diagnose sogar unnötigen) medikamentösen Behandlung auf Kosten von Patient und Gesundheitswesen erhöhen. Diese Untersuchung basiert jedoch lediglich auf der Auswertung einer Sammlung von Pressemitteilungen und Artikeln. In welchem Maße diese Informationen tatsächlich zu einer verstärkten Diagnose und Behandlung des RLS beitragen und welcher Anteil davon gerechtfertigt (etwa infolge eines tatsächlich beseitigten Informationsdefizits) bzw. wirklich unnötig ist, stellt die Untersuchung nicht dar.
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